- luxemburgische Literatur
- lụxemburgische Literatur,in deutscher, französischer und luxemburgischer Sprache geschriebene Literatur des Großherzogtums Luxemburg. Die eigentliche luxemburgische Literatur beginnt mit der Entwicklung eines eigenständigen Nationalbewusstseins Anfang des 19. Jahrhunderts; die ersten Autoren bedienten sich v. a. der luxemburgischen Sprache, so Michel Lentz (* 1820, ✝ 1893) in seinen Gedichten und Dicks (eigentlich Edmond de la Fontaine, * 1823, ✝ 1891) in seinem Dialekttheater, einer Art Vaudevilletheater. Michel Rodange (* 1827, ✝ 1876) legte mit »Renert« (1872) eine Bearbeitung des Reineke-Fuchs-Stoffes in luxemburgischer Sprache vor. Um 1850 entstanden einige französische und deutsche Werke, so als erster Roman der luxemburgischen Literatur in französischer Sprache »Marc Bruno, profil d'artiste« (1855) von Félix Thyes (* 1830, ✝ 1855). Die dramatischen Werke wurden vorwiegend in luxemburgischer Sprache verfasst, Ändrei Duchscher (* 1840, ✝ 1911), Max Goergen (* 1893, ✝ 1978) u. a. setzten hier die dickssche Tradition fort, während Marcel Reuland (* 1905, ✝ 1956), Tit Schroeder (* 1911, ✝ 1986), Norbert Weber (* 1925) und Pol Greisch (* 1928) eigene Wege gingen. Fernand Barnich (* 1939) stellte in seinen Dramen (»De Wëlle Mann«, 1973; »Um Block«, 1977) die Welt der Bergarbeiter dar; von den Dramatikern deutscher und französischer Sprache fand allein Edmond Dune (* 1914, ✝ 1988) internationale Anerkennung. In neuerer Zeit wurde die Theaterszene u. a. durch Marc Elter (* 1935), Georges Érasme (eigentlich Georges Muller), Guy Rewenig (* 1947) sowie durch die literarischen Chansons von Michel Clees (* 1963) neu belebt. - Die Lyrik ist die in allen drei vertretenen Sprachen bevorzugte Gattung; in luxemburgischer Sprache trägt sie den Charakter volkstümlicher Dichtung (so z. B. bei Auguste Liesch, * 1874, ✝ 1949; Putty Stein, * 1888, ✝ 1955). Auch die in deutscher und französischer Sprache verfassten Gedichte haben mehr oder weniger konventionellen Charakter: so die von Nikolaus Hein (* 1889, ✝ 1969), Nikolaus Welter (* 1871, ✝ 1951), Gregor Stein (eigentlich Pierre Grégoire, * 1907, ✝ 1991), Marcel Noppeney (* 1877, ✝ 1966), Paul Palgen (* 1883, ✝ 1966). Auch hier ragt wieder das Werk von Dune heraus; aus jüngerer Zeit sind Anise Koltz (* 1928), René Welter (* 1952) und Anne Berger (* 1951) zu nennen. - Neben der Lyrik hat die luxemburgische Literatur Kurzgeschichten und Erzählungen hervorgebracht, von denen bis auf einige Ausnahmen, wie die »Scènes de la vie des Ardennes« (1895) von Étienne Hamelius (* 1856, ✝ 1969), die meisten erst im 20. Jahrhundert entstanden sind, so die künstlerisch bedeutenden Novellen und Skizzen von René Engelmann (* 1880, ✝ 1915). Zur Belebung der Kurzepik trugen dabei wesentlich die 1923 von Nicolas Ries (* 1876, ✝ 1941) begründeten »Cahiers Luxembourgeois« und die 1934 von Noppeney ins Leben gerufene S. E. L. F. (»Société des Écrivains Luxembourgeois de Langue Française«) sowie deren Bulletin »Pages de la S. E. L. F.« bei. Unter den Erzählern französischer Sprache ragen besonders Anne Befforts (* 1880, ✝ 1966), Ry Boissaux (* 1905, ✝ 1986) und Rosemarie Kieffer (* 1932) hervor; wichtige Vertreter der deutschsprachigen Prosa sind u. a. Batty Weber (* 1860, ✝ 1940), der schon als Lyriker genannte Hein sowie N. Jacques, dessen Roman »Dr. Mabuse, der Spieler« das international bekannteste Werk der luxemburgischen Literatur wurde. Als Erzähler späterer Generationen sind zu nennen Joseph Funck (* 1902, ✝ 1978), Nic Weber (* 1926), Cornel Meder (* 1938), Rewenig und R. Manderscheid, der auch mit seinen Hörspielen Geltung erlangt hat; durch seine originelle Gestaltungskunst besticht Lex Jacoby (*1930) in dem Roman »Logbuch der Arche« (1988). Erzählungen in luxemburgischer Sprache schrieben Isidore Comes (* 1875, ✝ 1960; »De neie Postmeeschter«, 1930) und Nikolaus Pletschette (* 1882, ✝ 1965; »De Schousterpiitchen«, 1956). Viele Romane spielen in einer bäuerlichen Welt, so »Le diable aux champs« (1936) und »Sens unique« (1940) von Ries. Als exemplarischer »Bildungs- und Erziehungsroman« des luxemburgischen Milieus gilt Johann Peter Erpeldings Romantrilogie »Adelheid François« (1936-38). Erst seit etwa 1985 entwickelte sich der Roman auch in luxemburgischer Sprache: hier v. a. bei Rewenig (»Hannert dem Atlantik«, 1985; »Gemeschte Chouer«, 1987; »Mass mat dräi Hären«, 1989) und Manderscheid (»De papagei um käschtebam«, 1991). In französischer Sprache ging Lambert Schlechter (* 1941) mit »Angle mort« (1988) neue Wege.Littérature luxembourgeoise de la langue française, hg. v. R. Kieffer (Quebec 1980);C. Meder: Hoffnungen. Fünf Vorträge (Differdingen 1994);G. Scholdt: Grenze u. Region. Lit. u. Lit.-Gesch. im Grenzraum Saarland-Lothringen-Luxemburg-Elsaß seit 1871 (1996).
Universal-Lexikon. 2012.